Wohnungsnot wird größer!!!

Neuer Kampf gegen die Wohnungsnot

Eine städtische Arbeitsgruppe will erreichen, dass wieder Geld in den sozialen Wohnungsbau investiert wird – 02.03.2013 13:00 Uhr

In Fürth wird viel gebaut, allerdings handelt es sich  fast ausschließlich um Eigentums- und hochwertige Mietwohnungen, die sich ärmere Menschen nicht leisten können.

In Fürth wird viel gebaut, allerdings handelt es sich fast ausschließlich um Eigentums- und hochwertige Mietwohnungen, die sich ärmere Menschen nicht leisten können. © Hans-Joachim Winckler

 

Seit Donnerstag sind es tausend Menschen. Tausend Menschen, die auf einer Warteliste stehen, um in Fürth eine günstige Sozialwohnung zu beziehen. Eine Familie hat am Vormittag den tausendsten Berechtigungsschein beantragt. Im Sozialamt herrscht Galgenhumor: Hätte man dieser Familie für das Jubiläum einen Blumenstrauß übergeben müssen?

Thomas Bergsch ist seit fast sechs Jahren im Sozialrathaus für Wohnungsangelegenheiten zuständig. In dieser Zeit hat die Warteliste nie die Tausendermarke erreicht, im Mai 2011 waren es noch 864. Bergsch glaubt nicht, dass sich dieser Trend in naher Zukunft umkehren wird. Zum einen kommen immer mehr Menschen nach Fürth, zum anderen wird 2013 – nach aktuellem Stand – keine einzige Sozialwohnung in der Kleeblattstadt gebaut. 2012 waren es 24. „Ein Tropfen auf den heißen Stein“, kritisiert das Fürther Sozialforum.

2530 sogenannte belegungsgebundene Wohnungen gibt es in der Stadt. Sie wurden in den vergangenen Jahrzehnten mit Fördermitteln errichtet; im Gegenzug verpflichteten sich die Bauherren, für durchschnittlich 20 bis 25 Jahre Laufzeit die Mieten unter Marktniveau zu halten. In den kommenden Jahren laufen nach und nach einige dieser Mietpreisbindungen aus. Die ohnehin schon brisante Lage wird sich noch verschärfen.

Zwar brummt der Wohnungsbau in Fürth, doch es entstehen überwiegend Eigentumswohnungen. Sind es doch einmal Mietwohnungen, dann sind sie meist für untere Einkommensschichten oder für Langzeitarbeitslose nicht erschwinglich. Deshalb braucht es gerade für diese Menschen in Fürth mehr Wohnraum, sagt die städtische Sozialreferentin Elisabeth Reichert. Wohnungen, deren Mietpreis nicht die Obergrenze überschreitet, die das Jobcenter für Langzeitarbeitslose bereit ist, zu übernehmen. „Im unteren Segment ist in Fürth zu wenig da“, sagt Reichert. Sie will gegensteuern.

Am Montag hat sich zum ersten Mal die Arbeitsgruppe Wohnungsnot getroffen, deren Bildung auf einen Antrag von Linke-Stadtrat Ulrich Schönweiß zurückgeht. Vertreter von Sozialamt, Stadtplanungsamt und der städtischen Wohnungsbaugesellschaft wbg kamen zusammen – mit dem Ziel, so Reichert, „den Bau von öffentlich geförderten Mietwohnungen zu forcieren“.

Mit von der Partie ist Thomas Bergsch. Er will in den kommenden Wochen den Kreis der Arbeitsgruppe erweitern. Sämtliche Wohnungsbauunternehmen, egal ob Genossenschaften oder private Investoren, sollen nach seinem Wunsch mit an den Tisch kommen. Von ihnen will die Stadt erfahren, welche Rahmenbedingungen nötig sind, damit wieder in den sozialen Wohnungsbau investiert wird.

Gegenwärtig, da sind sich Bergsch und Reichert einig, sind die bestehenden Fördermaßnahmen viel zu uninteressant für die Unternehmen. Der Zinssatz für Darlehen von Bund und Ländern, so Reichert, liege teils über dem Niveau am freien Markt, wo man sich außerdem keine Mietpreisbindung einhandelt. Zurzeit werde lediglich die Eigenheimförderung des Staats nachgefragt. Für das auch in Fürth drängende Problem sei das keine Lösung.

Auf Bundes- und Landesebene müsse sich daher dringend etwas bewegen, fordert Reichert. „Ohne eine gezielte Unterstützung“ werde die Wende auf dem Wohnungsmarkt nicht gelingen. Wann die Arbeitsgruppe Wohnungsnot zum zweiten Mal einladen wird, ist zwar noch unklar, aber es soll rasch geschehen, sagt Thomas Begrsch. „Wir können nicht mehr lange warten.“

Johannes Alles

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